Airbus-Streit: US-Strafzölle belasten deutsche Winzer

Die USA sind einer der größten Absatzmärkte für europäische Winzer. Auch deutsche Weine werden dort zu großen Mengen verkauft. Doch seit Oktober letzten Jahres wurde der Handel erheblich erschwert. Der Grund: Streitigkeiten um Airbus-Subventionen und hohe Strafzölle, die vor allem Landwirten und Winzern teuer zu stehen kommen. Doch wie kam es überhaupt dazu?

26.01.2020
  • Lesezeit ca. 2 Minuten
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    26.01.2020
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Flugzeug
© mrminibike/pixabay.com

In den vergangenen Jahren ist der Export in die USA für viele Winzer zu einem festen Bestandteil ihres Geschäfts geworden. Immerhin werden in den USA laut Statista.de ganze 30 Millionen Hektoliter Wein pro Jahr konsumiert. Der rege Handel könnte jedoch bald der Vergangenheit angehören.

Was hat der Weinhandel mit Airbus zu tun?

Bereits seit mehreren Jahren streiten USA und EU über rechtswidrige Flugzeug-Subventionen. Die Welthandelsorganisation (WTO) konnte auf beiden Seite Regelverstöße feststellen: Sowohl Airbus (EU) als auch Boeing (USA) erhielten illegale Zuschüsse. Im Zuge des Streits drohten die USA mit Vergeltungsmaßnahmen und kündigten Strafzölle auf EU-Produkte an. Die WTO genehmigte dies auf Warenimporte im Wert von 7,5 Milliarden Euro pro Jahr. Seit Oktober 2018 wird beim Import von Flugzeugen eine zusätzliche Abgabe von zehn Prozent fällig, während bei vielen Produkten aus der Lebensmittelbranche Strafzölle in Höhe von 25 Prozent verlangt werden.

„Airbus bekommt die staatlichen Milliarden, die Winzerinnen und Winzer dürfen die Strafen zahlen. Sehr gerecht ist das nicht“, sagt Volker Wissing (Landesvorsitzender der FDP Rheinland-Pfalz) dem SPIEGEL. Dem Bericht zufolge kommen 90 Prozent der deutschen Ausfuhren aus Rheinland-Pfalz.

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Wie gehen Winzer mit der Lage um?

Die Reaktionen deutscher Winzer und Weinhändler fallen unterschiedlich aus. Denn längst nicht alle sind gleichermaßen betroffen. Auf die fränkische Weinwirtschaft habe der Handelsstreit zum Beispiel keine großen Auswirkungen, wie die Main-Post berichtet. Exportiert würden lediglich zwei bis drei Prozent des Frankenweins – vor allem nach Skandinavien und in die Benelux-Staaten.

Im Weingut Schneider Müller in Rheinhessen herrscht hingegen eine ganz andere Stimmung. Im Interview mit dem Deutschlandfunk betonte Ursula Müller im Oktober 2019, dass die USA ein wichtiger Absatzmarkt geworden seien, an dem das Weingut bereits seit 30 Jahren arbeite. „Mit 25 Prozent Preiserhöhung wird aber kein Restaurant oder kein Händler sagen: Wir halten euch“, stellt Müller fest. Deshalb käme es zunächst darauf an „mit allen Partnern in unserer Exportkette diese 25 Prozent zu schultern, sodass der Kunde am Regal oder im Restaurant kaum Preiserhöhungen spürt.“

Die Preise zu halten, sei allerdings nur eine vorübergehende Lösung. Der Meinung ist auch Monika Reule vom Deutschen Weininstitut. Winzer, Exporteure und Importeure könnten langfristig nicht aus eigener Tasche drauf zahlen, um das Preisniveau zu halten, sagt sie gegenüber Deutschlandfunk. „Jeder Erzeuger, der in die USA exportiert, ist gut beraten, sich zu überlegen, wie er den eventuell entstehenden Schaden ausgleichen kann. Und dann kann man den Betrieben nur raten: Sucht euch andere Exportmärkte und versucht euch dort ein weiteres Standbein aufzubauen.“

Winzerverband schlägt alternative Lösung vor

Ingo Steitz, Präsident vom Weinbauverband Rheinhessen, machte kürzlich auf eine alternative Lösung aufmerksam und forderte die Politik auf, unkonventionelle Lösungen anzustreben. Statt der Strafzölle könne man den USA zum Beispiel eine Schadenersatzzahlung anbieten. Diese könne sich an der Höhe der Zölle orientieren und aus den jährlichen Dividenden der deutschen Beteiligung am Airbus-Konzern finanziert werden. Anfang Februar wolle Steitz mit dem Präsidenten des Deutschen Weinbauverbands, Klaus Schneider, im Bundeslandwirtschaftsministerium über die Situation sprechen. (dpa)


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