Schluss mit den Vorurteilen: Warum Cuvées besser sind als ihr Ruf

Bestimmt haben Sie schon mal eine Cuvée getrunken – also einen Verschnitt aus mehreren verschiedenen Rebsorten. Vielleicht haben Sie einen solchen Wein sogar genossen, ohne es zu wissen. Denn was viele nicht glauben: Einige der bekanntesten und hochwertigsten Weine der Welt werden aus verschiedenen Sorten gekeltert. Mit Panscherei hat das Ganze nichts zu tun.

  • Lesezeit ca. 3 Minuten
  • |
  • Lesezeit ca. 3 Minuten
Weintrauben
© DanielWanke/pixabay.com

In Deutschland werden die meisten Weine sortenrein gekeltert. Deshalb ist der Irrglaube weit verbreitet, dass ein „reinrassiger“ Wein hochwertiger ist als einer, der aus mehreren Rebsorten entsteht. Doch der Schein trügt: Winzer entscheiden sich für den Ausbau zu einer Cuvée, um eine optimale Balance, hohe Qualität und ein vielschichtiges Ergebnis zu erzielen.

Cuvée: Eine Begriffsverwirrung

Der Begriff Cuvée ist in Europa aus weinrechtlicher Sicht nicht einheitlich definiert. Er leitet sich ab vom französischen Cuve, was übersetzt so viel wie Bottich oder Weinbehälter heißt. Eigentlich bezeichnet Cuvée eine bestimmte Menge Wein in einem Gefäß. Im deutschsprachigen Raum steht der Begriff allerdings für den Verschnitt aus verschiedenen Rebsorten, Jahrgängen oder Lagen. In Frankreich werden solche Weine nicht als Cuvée bezeichnet, sondern als Assemblage. Wenn in der Champagne die Rede vom Téte du Cuvée ist, spricht man vom Mostertrag des ersten Pressvorgangs. Außerhalb der Champagne bezeichnet Téte du Cuvée meist die besten Partien oder das beste Fass einer Ernte. Champagner aus einem besonderen Jahrgang werden in der Champagne auch als Cuvée de Prestige bezeichnet.

Verschnitt ist nicht gleich Panscherei

In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden lange Zeit keine Cuvées gekeltert. Das liegt zum Teil daran, dass Weinreben in kühleren Regionen teilweise fassettenreichere Weine mit größerer Aromavielfalt hervorbringen. Anders als in vielen südlichen Regionen braucht es für einen vielschichten Wein deshalb nicht unbedingt die Eigenschaften von mehreren verschiedenen Rebsorten.

Andererseits ruft das Wort „Verschnitt“ häufig negative Assoziationen hervor. Viele Verbraucher nehmen an, dass für einen Verschnitt einfach mehrere Alkoholsorten zusammengepanscht werden. Weinkenner sprechen deshalb auch lieber von einer „Vermählung“ oder einer „Komposition“ verschiedener Weine. Denn mit Panschen haben Cuvées nichts zu tun – ganz im Gegenteil.



Hohe Kunst mit strengen Regeln

Die Herstellung eines Cuvées ist keineswegs einfache Panscherei. Mittlerweile haben sich (vor allem rote) Cuvées auch in Deutschland etabliert. Denn wenn die Komposition verschiedener Weinpartien gelingt, kann die Cuvée noch besser schmecken als jede Partie für sich. In vielerlei Hinsicht unterscheiden sich Weine – deshalb können sie sich auch in vielerlei Hinsicht ideal ergänzen. Eigenschaften wie Säuregehalt, Tanningehalt und Farbausprägung können sich harmonisch aufeinander abstimmen. So eignet sich ein farbintensiver, körperreicher Rotwein sehr gut zum Verschnitt mit einem leichten, fruchtigen Wein.

Die wenigen in Deutschland gekelterten Cuvées sind fast ausschließlich Weine von sehr hoher Qualität. Das liegt unter anderem auch an den Regeln, die für die Herstellung in Deutschland gelten. Hier ist ein Verschnitt aus Tafelweinen und Qualitätsweinen nicht erlaubt. Qualitätsweine, die miteinander gemischt werden sollen, müssen außerdem aus dem gleichen Anbaugebiet stammen. Darüber hinaus dürfen keine Weine mit verschiedenen Prädikatsstufen verschnitten werden.

Lesen Sie auch: Vom Berg in den Keller: Höhen und Tiefen der Weinherstellung

Schon gewusst? Diese Weine sind fast immer Cuvées

Einige der bekanntesten und beliebtesten Weine der Welt sind Cuvées – obwohl das vielen Weintrinkern gar nicht bekannt ist. Besonders in südlichen Regionen sind Cuvée-Weine verbreitet.

Bordeaux

Weine aus der französischen Region Bordeaux sind immer Cuvées. Die wichtigsten Rotweinsorten, die zum Verschnitt verwendet werden, sind Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Carmenère und Petit Verdot. Die wichtigsten Weißweinsorten sind Sémillon, Muscadelle und Sauvignon Blanc. Das Mischungsverhältnis ist von Jahrgang zu Jahrgang unterschiedlich und hängt auch von Bodenbeschaffenheit, Klima, Ertrag und Reifezustand ab.

Chianti

Als Chianti wird ein Rotwein aus der Toskana bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine der bekanntesten und beliebtesten Cuvées der Welt. Zum Großteil besteht der Wein aus Sangiovese. Hinzu kommen kleinere Mengen Syrah, Cabernet Sauvignon, Cannaiolo oder Merlot.

Rioja

Auch die beliebten Rioja-Weine aus Spanien werden meistens aus mehreren Rebsorten hergestellt. Typisch sind die Sorten Tempranillo, Garnacha, Mazuelo und Graciano.

Champagner

Bei vielen Schaumweinen handelt es sich ebenfalls um Cuvées. Der klassische Brut-Champagner besteht immer aus mindestens zwei roten und einer weißen Rebsorte: Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Wenn sie nicht ausschließlich als reinsortig bezeichnet werden, können Verbraucher davon ausgehen, dass jeder gute Spumante, Crémant oder Cava eine Cuvée ist.

Châteauneuf-du-Pape

Der Châteauneuf-du-Pape besteht heute zu einem Großteil aus der Rebsorte Garnacha (auch Grenache) und weiteren Anteilen von Syrah, Mourvèdre und Cinsault. Insgesamt sind 13 Rebsorten für die Herstellung eines Châteauneuf-du-Pape zugelassen.


War dieser Ratgeber hilfreich?
Ø 4,8 / 5 Gläsern aus 21 Meinungen
Ratgeber teilen

Lust auf noch mehr Wein-Wissen?

Jetzt unseren Newsletter abonnieren und keinen Artikel mehr verpassen!

Ihre E-Mail-Adresse


Diese Artikel könnten Sie auch noch interessieren:

Zum Wein-Wissen PKA Zur Startseite