Eisheilige 2020: Frostschäden machen es Winzern schwer

Im Mai 2020 kamen zuletzt die sogenannten Eisheiligen nach Deutschland und machten Winzern und Landwirten das Leben schwer. Denn sie brachten Frost über Felder und Weinberge und ließen teilweise erhebliche Schäden zurück. Nun will Bayern Geld bereitstellen, um seine Winzer und Landwirte finanziell zu unterstützen.

08.01.2021
  • Lesezeit ca. 3:30 Minuten
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    08.01.2021
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Weinreben im Winter
© Stastny_Pavel/www.shutterstock.com

Wegen Spätfrösten mussten viele Winzer im letzten Jahr hohe Einbußen wegstecken. „Das ist eine kräftige Watsche für uns Winzer und tut weh“, sagte Gerald Baldauf aus Ramsthal im Mai 2020 gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Mittlerweile steht fest, wie groß das Ausmaß der Schäden ist. In Franken zum Beispiel war Mitte Mai die Hälfte der gesamten Anbauflächen betroffen. Wie der Donaukurier berichtet, hatten manche Winzer bis zu 80 Prozent Verlust. 2020 hatten Frankens Winzer damit die kleinste Ernte seit 35 Jahren.

Bayern stellt ab 2021 finanzielle Hilfen bereit

Um sich vor den finanziellen Folgen eines Ernteausfalls zu schützen, können Winzer und Landwirte entsprechende Versicherungen abschließen. Das Problem nur: Die Policen sind teilweise teuer und für viele Betriebe ein wirtschaftliches Risiko. Laut Donaukurier appelliert Frankens Weinbaupräsident Artur Steinmann dennoch an die Winzer, Versicherungen abzuschließen. Wer das nicht mache, sei selber schuld. „So ein Frost wirft einen um drei Jahre zurück“, wird Steinmann zitiert.

Der Abschluss einer Versicherung gegen immensen Frost und Starkregen soll ab 2021 attraktiver für Winzer und Landwirte sein. Bis zu 50 Prozent der Versicherungsprämien wolle das Land übernehmen. Insgesamt sollen jährlich 1,5 Millionen Euro fließen. Die Förderung müsse beantragt werden und sei nur für Betriebe mit einer Anbaufläche von mindestens 0,3 Hektar pro Kulturgruppe (z.B. Steinobst oder Weintrauben) vorgesehen.

2020 zeigten die Eisheiligen kein Erbarmen

Oft bringen die Eisheiligen niedrige Temperaturen und nächtlichen Frost mit sich. Was den meisten Menschen kaum auffällt, kann für junge Pflanzen zum Horrorszenario werden. Neue Triebe können dem nächtlichen Bodenfrost nicht standhalten und starke Schäden davontragen. So auch in diesem Jahr. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, müssen einige Winzer in Mainfranken mit Verlusten in Höhe von 80 Prozent oder mehr rechnen. „Wir kümmern uns in Handarbeit um jede einzelne Rebe. […] und dann kommt der Frost und rasiert in einer Nacht alles weg“, sagt Winzer Baldauf. Noch sei unklar, ob die Weinstöcke in Zukunft wieder Trauben tragen werden. Arthur Steinmann vom fränkischen Weinbauverband weise aber darauf hin, dass die Verluste in ganz Unterfranken ungefähr bei 30 Prozent liegen werden. Vereinzelt treffe es Winzer schwer, doch die gesamte Region werde die Einbußen verkraften können. In einigen Lagen hätten die Winzer Glück gehabt: Im Maintal habe sich zum Beispiel Nebel gebildet, der die Weinberge vor Frost schützte.



Was sind die Eisheiligen?

Die „Eisheiligen“ sind eine traditionelle, volkstümliche Bezeichnung für Kälteeinbrüche im Mai. Konkret gelten die Tage vom 11. bis 15. Mai als „Eisheilige“ – namentlich Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia. Je nach Region gibt es hier sowohl bei der Dauer bzw. der Anzahl der Eisheiligen als auch bei ihrer Namensgebung kleine Unterschiede. In Norddeutschland ist oft nur von den ersten drei Eisheiligen die Rede – sie erscheinen vom 11. bis 13. Mai. Im Süden stoßen am 14. und 15. Mai Bonifatius und Sophia, auch „die kalte Sophie“, hinzu.

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Der Meteorologe Björn Goldhausen betont gegenüber dem Deutschlandfunk Nova, man solle die Eisheiligen nicht tagesgenau interpretieren, „sondern auf einen Zeitraum um Mitte Mai. Denn fast jedes Jahr seien in Deutschland um diese Zeit noch einmal richtige Kälteeinbrüche zu beobachten.“

Dennoch haben sich Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia als die Eisheiligen durchgesetzt. Verschiedene Bauernregeln, nach denen sich sowohl Winzer und Landwirte als auch Hobbygärtner schon lange richten, bestätigten das:

  • 11. Mai: Mamerz hat ein kaltes Herz.
  • 12. Mai: Wenn’s an Pankratius friert, so wird im Garten viel ruiniert.
  • 13. Mai: Servaz muss vorüber sein, willst vor Nachfrost sicher sein.
  • 14. Mai: Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost.
  • 15. Mai: Pflanze nie vor der kalten Sophie.

Hierbei handelt es sich nur um einige der vielen Bauernregeln, die es zu den Eisheiligen gibt.

Was Winzer tun, um ihre Reben zu schützen

Natürlich haben Winzer und Landwirte nicht zum ersten Mal mit den Eisheiligen zu kämpfen. Um junge Pflanzen vor Frost zu schützen, gibt es viele Methoden. Viele Winzer halten Mitte Mai Nachtwache auf dem Weinberg. Mit Bewindungsanlagen oder Windrädern wird warme Luft zwischen den Reben verteilt, Abdeckungen werden schützend über die Reben oder Heizdrähte in die Reihen gelegt. Oft verwenden Winzer auch spezielle Frostschutzkerzen. Die durch das Feuer entstehende Wärme soll vor nächtlichen Frostschäden schützen. Eine andere Methode ist das Ziehen von sogenannten Frostruten. Hierbei handelt es sich um eine Art Ersatzrute, die nach oben wächst und so vom Bodenfrost verschont bleiben soll. Wie das Portal proplanta berichtet, sind aber auch diese Maßnahmen keine Garantie gegen die Eisheiligen. Der Radebeuler Winzer Friedrich Aust berichtet, er habe so etwas noch nie erlebt. Die Verluste schätzt er als „einschneidend“ ein. Obwohl er Frostschutzkerzen aufgestellt habe, seien Einbußen von 30 Prozent möglich. Auch Frostruten hat er an vielen Reben gezogen, die „dafür sorgen sollen, dass im Falle von Bodenfrost die Rebe überlebt. Nur: ‚Selbst die hat es getroffen.‘“

Text wurde aktualisiert und erschien ursprünglich am 17.05.2020

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