Weinbau in Slowenien: Geheimtipp für Wein-Fans

Unter Urlaubern gilt Slowenien immer noch als echter Geheimtipp. Denn das Land mit einer Größe vergleichbar zu Rheinland-Pfalz im Südwesten Deutschlands und seinen zwei Millionen Einwohnern hat sowohl landschaftlich als auch kulinarisch einiges zu bieten. So erstrecken sich drei verschiedene Weinbauregionen über das Land, die teils exzellente Weine mit unterschiedlichsten Ausprägungen hervorbringen.

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Herzförmige Straße auf Weinberg in Slowenien
© Roman Babakin/www.shutterstock.com

Viele Reisende kennen Slowenien nur als Zwischenstopp auf dem Weg nach Kroatien. Doch das Land im Norden des ehemaligen Jugoslawiens hat im Verhältnis zu seiner kleinen Fläche sehr viel zu bieten und lädt zum Verweilen ein: im Norden die Julischen Alpen, im Süden die Küste der Adria, dazu die markanten Karstlandschaften in der Landesmitte. Daher lohnt es sich, das Land, seine Weinregionen und seine Weine näher unter die Lupe zu nehmen.

Das Land

Slowenien erklärte im Jahr 1991 seine Unabhängigkeit vom damaligen Jugoslawien. Nach dem EU-Beitritt im Jahr 2004 und der Einführung des Euros 2007 gilt das Land aufgrund seiner guten wirtschaftlichen Entwicklung heute als eines der wohlhabendsten der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken. Von den rund zwei Millionen Einwohnern leben knapp 300.000 in der Hauptstadt Ljubljana, das im deutschen Sprachraum oft noch besser unter dem Namen Laibach bekannt ist.

Im Norden Sloweniens befindet sich der Triglav als Wahrzeichen des Landes im gleichnamigen Nationalpark. Er ist mit 2.864 m der höchste Berg des Landes und hat eine zentrale Bedeutung für die Slowenen, sodass er es sogar auf die Staatsflagge geschafft hat. Der Volksmund besagt, dass jeder Slowene und jede Slowenin im Leben den Berg einmal bestiegen haben muss. Hier, in den Julischen Alpen, entspringt auch der Fluss Soča. Er erlangte vor allem als Paradies für Outdoor-Sportler internationale Bekanntheit. Im Süden des Landes an der knapp 46 km langen Küste der Adria liegen malerische Städte wie Piran oder Izola, die vom venezianischen Stil geprägt sind. Dieser kleine aber feine Küstenstreifen lädt Besucher zum Baden und Entspannen ein. Der Charme Sloweniens dabei: Zwischen den Hochalpen und der Küste liegt nur eine Strecke von 150 km, die man mit dem Auto innerhalb von zwei Stunden bequem zurücklegen kann.



Der Weinbau

Das Landschaftsbild Sloweniens ist neben Alpen und Meer außerdem von vielen Flüssen geprägt. Zu den bekanntesten gehören dabei neben der bereits genannten Soča auch die Save und die Drau. Beide sind bedeutende Nebenflüsse der Donau. Ihre Täler eignen sich hervorragend für den Weinanbau, der sich seit der Unabhängigkeit Sloweniens in den letzten Jahren prächtig entwickelt.

Die Slowenen konsumieren einen Großteil des im Land hergestellten Weins selbst, weshalb hier traditionell vor allem Tafelweine produziert werden. Doch in den letzten Jahren steigt die Zahl an hervorgebrachten Qualitätsweinen, die sich mittlerweile sogar mit westeuropäischen Erzeugnissen messen können und die Beachtung des internationalen Fachpublikums erlangen. Ursache hierfür ist unter anderem, dass nicht nur die Landschaft von Alpen und Meer geprägt wird, sondern auch das Klima. Dadurch profitieren die slowenischen Reben von ausreichend Regen im Frühjahr sowie genügend Sonne im Sommer und im Herbst. Dieses Klima ist Voraussetzung für eine gute Vegetation der Reben.

Wein wird in Slowenien auf einer Fläche von ungefähr 24.200 Hektar angebaut. Im Vergleich: Die Weinbaufläche in Deutschland liegt bei ca. 103.400 Hektar. Aus den slowenischen Trauben werden jährlich ca. 100 Millionen Liter Wein gekeltert. 75 % entfallen dabei auf Weiß-, 25 % auf Rotweine. Die bedeutendste Rebsorte des Landes ist der Welschriesling, der in der Landessprache besser als Laški Rizling bekannt ist. Unter den Rotweinen wird der Refosco-Rebe die größte Bedeutung zugerechnet.

Die Weinbaugebiete

In Slowenien werden drei Weinbauregionen unterschieden: Primorska, Posavje und Podravje. Diese unterteilen sich jeweils wieder in verschiedene Weinbaugebiete.

Weinanbaugebiete in Slowenien
Karte von Weinbaugebieten in Slowenien
Weinanbaugebiete in Slowenien
Karte von Weinbaugebieten in Slowenien

Primorska

Im Südwesten des Landes liegt die Adria-Küste. Hier befindet sich die Weinbauregion Primorska. Das Gebiet ist geprägt vom klimatischen Einfluss des Mittelmeers und den Karstböden in diesem Teil des Landes. Außerdem ist das Landschaftsbild sehr hügelig, ebene Flächen sucht man hier vergebens. Aufgrund der geografischen Lage ist das Weinbaugebiet seit jeher vom Einfluss der angrenzenden italienischen Region Friaul-Julisch Venetien geprägt. Dieser Einfluss hat Auswirkungen auf die Techniken des Weinbaus oder die angebauten Rebsorten, aber auch auf Trends in der Aufmachung – beispielsweise bei der Etikettengestaltung.

In der Region Primorska werden wiederum vier Weinbaugebiete unterschieden, die sich in ihren klimatischen und geologischen Voraussetzungen unterscheiden. Das erste Gebiet ist das Vipava-Tal an der Grenze zu Italien. Hier werden kräftige Rot- und Weißweine produziert. Die Böden, bestehend aus Meeressedimenten alter Zeiten, eignen sich hervorragend für den Weinbau. Das zweite Anbaugebiet Goriška Brda ist vom mediterranen Klima geprägt. Reben können hier bis auf einer Höhe von 600 m über dem Meeresspiegel kultiviert werden. Die Winter sind mild und die Sommer heiß, jedoch nicht zu trocken. Die kargen Böden tragen zur Herstellung aromatischer Weine bei. An der Adria-Küste entlang erstreckt sich das Gebiet slowenisch Istrien. Hier dominiert zweifelsohne die Refosco-Rebe. Aber auch bekannte Sorten wie Malvasier, Chardonnay oder Merlot werden angebaut. Markant sind die angelegten Terrassen in diesem Gebiet. Das vierte Anbaugebiet in der Region Primorska heißt Karst. Der Name nimmt Bezug auf die hier zu findenden Karstgesteine mit dem hügeligen Landschaftsbild. Das Klima hier ist meist trocken und geprägt von starken Winden.

Posavje

Im Südosten des Landes liegt die zweite Weinbauregion Sloweniens: Posavje. Sie erstreckt sich entlang der Save mit ihren teils steilen Hängen. Im Save-Tal macht sich das kühlere Voralpen-Klima bemerkbar, wodurch das Gebiet in der Vergangenheit vor allem für leichtere Rot- und Weißweine bekannt war. Heute bringt die Region aber auch erstklassige Prädikatsweine und ausgezeichnete Schaumweine hervor. Als absolute Besonderheit der Posavje gilt außerdem der Cviček, der mit seiner Sonderstellung sogar eigens Einzug in das nationale Weinrecht gehalten hat.

Die Region Posavje unterteilt sich in die drei Anbaugebiete Dolenjska, Bela Krajina und Bizeljsko-Sremič, die sich wiederum durch ihre klimatischen Ausprägungen sowie ihre Bodenstrukturen unterscheiden. Der Weinbau wird hier bis auf eine Höhe von 400 m über dem Meeresspiegel betrieben. Das Weinbaugebiet Bela Krajina wurde in den 1980er-Jahren zunächst durch den Anbau des ersten Roséweins des Landes bekannt. Kurze Zeit später gelang es den lokalen Winzern hier den ersten Eiswein Sloweniens zu produzieren.

Podravje

Die dritte Weinbauregion Sloweniens liegt im Nordosten des Landes im Tal der Drau und heißt Podravje. Hier werden zwei Anbaugebiete unterschieden. Zum einen die slowenische Steiermark: Sie gilt als größtes Weinbaugebiet des Landes und beheimatet mit Maribor die zweitgrößte Stadt Sloweniens. Und zum anderen liegt hier das Weinbaugebiet Prekmurje, das sich bereits in Richtung Ungarn öffnet.

In der Region Podravje wird die Anbaufläche von den weißen Rebsorten Furmint und Welschriesling dominiert. Die Region bringt traditionell eher halbtrockene bis liebliche Weißweine hervor, die oft sortenrein ausgebaut werden. Das Klima ist geprägt von großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht, die teils harten Winter können zudem erheblichen Schaden im Weinberg verursachen. Die klimatischen Verhältnisse dieser Region sind sogar schon eher mit nördlicheren Anbaugebieten Europas vergleichbar. Durch die kälteren Temperaturen sind die Weine meist etwas reicher an Säure im Vergleich zu den gleichen Sorten, die jedoch in südlicheren Gebieten des Landes angebaut werden.

Die älteste Rebe der Welt

Eine absolute Besonderheit des Weinbaus ist in Maribor zu finden. Am Ufer der Drau ziert der nachweislich älteste, noch tragende Weinstock der Welt eine Hausfassade. Im Slowenischen wird diese Rebe auch als Stara trta bezeichnet. Es handelt sich dabei um die Sorte Blauer Kölner. Sie ist über 450 Jahre alt und hat sogar einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde. Die jährliche Lese im Herbst gleicht einem Volksfest über mehrere Tage. Sogar eine Hymne widmeten die Slowenen der alten Rebe bereits. Die geerntete Traubenmenge liegt meist bei ungefähr 50 kg. Der gekelterte Wein wird im Anschluss in künstlerisch gestaltete Flaschen mit einem Fassungsvolumen von 0,25 Liter abgefüllt und vom Bürgermeister der Stadt zu besonderen Anlässen an verdiente Persönlichkeiten verschenkt. Dieser besondere Tropfen kann nicht käuflich erworben werden. Das Haus, an dem die Rebe rankt, beherbergt heute ein Museum, das sich mit der Geschichte der Rebe und des slowenischen Weinbaus beschäftigt.


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