Insektenschutzgesetz beschlossen: Winzer und Bauern schlagen Alarm

Die deutsche Bundesregierung hat das neue Insektenschutzgesetz auf den Weg gebracht. Trotz großer Diskussionen und vehementer Kritik. Landwirte protestieren gegen den Beschluss, denn sie fürchten hohe wirtschaftliche Einbußen. Auch viele Winzer fürchten um ihre Existenz.

21.02.2021
  • Lesezeit ca. 2:30 Minuten
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    21.02.2021
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Wespe an Weintrauben
© Axtem/www.shutterstock.com

Eins ist sicher: Im Kampf gegen das Insektensterben müssen neue Wege und Maßnahmen her. Das betonen auch Bauern und Winzer: „Der landwirtschaftliche Sektor ist sich seiner Verantwortung bewusst, zur Erreichung dieses Ziels beizutragen“, schreiben zehn Verbände mit engem Bezug zur Landwirtschaft in einem Brief an die Bundesregierung. Zu den unterzeichnenden Verbänden gehört auch der Badische Weinbauverband. Der Schutz der Artenvielfalt sei ein wesentliches Ziel des neuen Insektenschutzgesetzes, welches die Verbände ausdrücklich mittragen wollen. An der geplanten Umsetzung dieses Ziels gibt es von Seiten der Landwirte und Winzer allerdings deutliche Kritik.

Was beinhaltet das Insektenschutzgesetz?

Laut Bundesumweltministerium wurden folgende Punkte vom Kabinett beschlossen:

  • Verbot von Glyphosat bis Ende 2023, davor deutliche Reduzierung
  • Verbot von Herbiziden und Insektiziden in Schutzgebieten
  • Besserer Schutz für Streuobstwiesen und artenreiches Grünland
  • Größerer Abstand zu Gewässern beim Einsatz von Pestiziden
  • Einschränkungen Bei Skybeamern und insektenschädlicher Beleuchtung
  • Förderung von naturnahen Grünflächen in Städten

Proteste gegen das Insektenschutzgesetz

Schon vor Beschluss des Insektenschutzgesetzes versuchten Landwirte, mit Trecker-Demos und Protesten ein Zeichen zu setzen und das Gesetz zu verhindern. Viele fühlen sich in ihrer Existenz bedroht, Bauernpräsident Karsten Schmal sprach gegenüber der Hessenschau sogar von einer Enteignung durch die Hintertür.

Winzerin im Gespräch: Weingut vor dem wirtschaftlichen Ruin

Auch Winzerin Mara Walz fürchtet um ihre Existenz. Im Interview mit dem Deutschlandfunk erklärt sie, das von ihr und ihrem Vater betriebene Weingut in Ensingen liege mitten in einem Schutzgebiet, das nach der neuen Richtlinie als besonders schutzwürdig gelte. Mit dem Insektenschutzgesetz dürfe die Familie somit keine Pflanzenschutzmittel mehr einsetzen. Laut Walz hätte das für den Betrieb verheerende Folgen: Die Trauben würden ohne entsprechenden Schutz von Krankheiten hinweggerafft werden, womit das Weingut vor dem finanziellen Ruin stünde.

Walz betont, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmittel ohnehin immer die letzte Wahl sei. Bei bestimmten Pilzkrankheiten sei es für die Trauben jedoch überlebensnotwendig. Es bestehe noch die Möglichkeit, auf pilzresistente Trauben umzusteigen. Doch dafür „seien 300.000 bis 400.000 Euro nötig. Es würde Jahre dauern – und dann sei noch nicht klar, ob der Markt die weniger bekannten Rebsorten überhaupt annehme“.



Landwirte fordern bessere Lösungen

Während Umweltschützer die Maßnahmen der Bundesregierung begrüßen und diese sogar noch für ausbaufähig halten, wünschen sich Landwirte eine bessere Kommunikation. Die Ausweitung bereits vorhandener und gut funktionierender Maßnahmen zum Umweltschutz seien besser umsetzbar und zielführender. Der Dialog zwischen Landwirten und Naturschützern müsse dabei im Vordergrund stehen. Laut eines Briefs von zehn Verbänden aus Baden-Württemberg habe sich seit Juli 2020 bereits die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz verbessert. „Damit wurde ein Weg beschritten, der den Insekten- und Artenschutz mit den betrieblichen Belangen der verschiedenen Landnutzer zusammenbringt und gleichzeitig der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung Rechnung trägt.“ Der Gesetzentwurf durchkreuze diesen Erfolg jedoch und stelle eine Gefährdung für den Dialogprozess dar.

Das vorgesehene Verbot von Pflanzenschutzmitteln in bestimmten Schutzgebieten betreffe laut Aussage der Verbände über 17 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Baden-Württemberg. Allein im Weinbau seien 15.000 Hektar von insgesamt rund 27.000 Hektar Fläche betroffen.

Mögliche Auswirkungen auf Verbraucher

Bauern und Winzer halten Ernteausfälle bei den geplanten Maßnahmen für unausweichlich. Das würden auch Abnehmer und Lieferanten aus naheliegenden Branchen zu spüren bekommen – und schließlich die Verbraucher. Die Folge könnten vermehrte Importe aus dem Ausland sein. „Es macht wenig Sinn, viel zu verbieten und dann viel aus dem Ausland einzuführen, das nicht überprüfbar ist“, wird Eberhardt Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd vom SWR3 zitiert.

Laut Hessenschau sollen Landwirte jedoch für ihren Mehraufwand finanziell entschädigt werden. Die hessische Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) betone demnach, dass Landwirte eine Entschädigung erhalten, wenn sie freiwillig auf Pestizide verzichten. Inwieweit das die befürchteten negativen Auswirkungen auffängt, bleibt abzuwarten.


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