Jahrhundertealte Rebsorte in Österreich wiederentdeckt

Im Burgenland in Österreich wurde eine jahrhundertealte Rebsorte wiederentdeckt, die in der Landeshauptstadt Eisenstadt einmal heimisch gewesen sein soll. 8 Jahre Forschung waren nötig, um die lang vergessene Rebsorte wieder auszupflanzen. Vor einigen Wochen war es soweit: 300 Setzlinge wurden gepflanzt. Muscat de Noir Eisenstadt wurde damit in seiner Heimat wieder zum Leben erweckt.

06.09.2020
  • Lesezeit ca. 2 Minuten
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    06.09.2020
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Weinreben auf einem Weinberg
© JillWellington/pixabay.com

Medienberichten zufolge ist Franz Xaver Lehner hauptverantwortlich für die Wiederentdeckung der Rebsorte Muscat de Noir Eisenstadt. Lehner sei Masterand für Weinbau und Önologie an der BOKU Wien/Tulln. Darüber hinaus sei er schon lange Obmann des Weinbauvereins der Freistadt Eisenstadt im Burgenland.

Bei Studien wiederentdeckt

Lehner habe an der BOKU Wien/Tulln über Rebsorten aus der Zeit Joseph Haydns geforscht. Im Zuge seiner Forschung sei er in historischen Büchern auf die jahrhundertealte Rebsorte gestoßen. Eine Abhandlung aus dem Jahr 1837 erwähne die Rebsorte: „Man findet sie in Österreich (Monarchie) in den meisten Weingärten, jedoch überall nur geringe Mengen, wo man sie auch die ‚schwarz Schmeckende‘, ‚Moscatella nigra‘ aber auch ‚schwarze Muscateller‘ nennt.“ Wie Der Winzer berichtet, habe dieser Auszug Lehner neugierig gemacht. Schließlich sei er in einem internationalen Rebsorten-Katalog fündig geworden.

Eisenstadt als Namensgeber der Rebsorte

Wie die meisten Rebsorten hat auch diese mehrere Namen. Im Rebsorten-Katalog sei sie unter anderem als Muscat de Noir Eisenstadt aufgeführt. „Bezüglich der Namensgebung vermuten Rebsorten-Wissenschaftler, dass die Sorte im 17. Jahrhundert im Raum Eisenstadt beheimatet war“, so Der Winzer.

Blaue Trauben, weißer Wein

Besonders ist die wiederentdeckte Rebsorte aber nicht nur ihres Namens wegen, sondern auch, weil aus den blauen Trauben nicht etwa Rotwein hergestellt wird, sondern Weißwein. Die genetische Struktur der Rebsorte sorge dafür, dass auch bei vollreifer Kelterung weiße Weine entstehen. Auch helle Roséweine seien möglich.



300 Setzlinge ausgepflanzt

Auf der Riede Feiersteig vom Eisenstädter Winzer Erwin Tinhof wurden vor wenigen Wochen 300 Setzlinge ausgepflanzt. Die Riede (vergleichbar mit dem Begriff „Einzellage“) ist eine der ältesten und traditionsreichsten der Stadt. „Als ich von diesem Projekt erfahren habe, war ich von Anfang an mit Begeisterung dabei. Diese Rebsorte in Eisenstadt auspflanzen zu können, ist wirklich etwas Besonderes“, wird Erwin Tinhof von der lokalen Presse zitiert.

8 Jahre Forschung waren nötig

Schon vor dem Auspflanzen der 300 Setzlinge hatten Lehner und Tinhof alle Hände voll zu tun. Wie Der Winzer berichtet, wurden zunächst 40 Setzlinge aus Frankreich und Deutschland importiert. Diese seien dann in einer Versuchsanlage ausgepflanzt und acht Jahre lang beobachtet. In der langen Forschungsphase wurden Blüte und Austrieb kontrolliert sowie Most und Wein analysiert. Im März 2020 wurde die Rebsorte offiziell mit dem Namen „Muscat de Noir Eisenstadt“ in die Burgenländische Weinbauverordnung aufgenommen. Dieser Schritt sei nötig gewesen, um die Rebsorte offiziell auspflanzen zu können.

Noch viel Arbeit für Winzer und Forscher

In drei bis vier Jahren könne man mit der ersten Lese der wiederentdeckten Rebsorte rechnen. Bis dahin bleibt für Lehner und Tinhof aber noch viel zu tun. Nicht nur im Weinberg, sondern auch außerhalb. Denn als nächstes soll Muscat de Noir Eisenstadt als Qualitätsweinsorte zertifiziert werden. Für Lehner ist das Ganze ohnehin ein Lebenswerk. „Nicht nur, weil die Sorte den Namen von Eisenstadt trägt, sondern weil sie auch die Bedeutung von Eisenstadt als Weinstadt, in der Gegenwart und Vergangenheit, zeigt. Und vielleicht hat auch schon Joseph Haydn von den Trauben genascht“, sagt Lehner gegenüber meinbezirk.at.


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