Weinreben im Herbst schneiden: So gelingt der Hauptschnitt

Bevor ein edler Wein geerntet werden kann und im Glas zum Genuss serviert wird, steht für den Winzer viel Arbeit im Weinberg an. Eine der wichtigsten Tätigkeiten für das optimale Wachstum einer Rebe ist dabei der richtige Schnitt. Und dies gilt sowohl für den Winzer im Weinberg als auch für den Hobbywinzer im eigenen Garten.

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Rote Weintraube auf Rebflächen werden abgeschnitten
© Lucky Business/www.shutterstock.com

Beim Schneiden der Weinreben gilt es einige wichtige Punkte zu berücksichtigen. So sollte stets das richtige Werkzeug verwendet werden. Außerdem ist der Zeitpunkt des Schnitts von entscheidender Bedeutung und abhängig von der Rebsorte und deren Alter. Im Folgenden wird dabei vor allem auf die Bedeutung des Schnitts der Weinreben im Herbst eingegangen.

Notwendigkeit des regelmäßigen Rebschnitts

Eine häufig gestellte Frage ist, ob ein regelmäßiger Rebschnitt überhaupt notwendig sei. Die Antwort darauf ist ein ganz klares „ja“! Auch wenn für den richtigen Schnitt viel Zeit und vor allem Erfahrung notwendig ist, so sollte auf diesen nicht verzichtet werden. Bei Ausbleiben dieser Pflegemaßnahme der Pflanze kann eine Weinrebe schnell verwildern. Das bedeutet, dass sie schnell sehr viel Raum in Anspruch nimmt. Die Energie fließt in einem solchen Fall in die Ausbildung von Trieben und Blättern und nicht mehr in das Wachstum der aromatischen Trauben. Erträge und Qualität werden dadurch minimiert. Im professionellen Weinbau werden aus diesem Grund gezielt Triebe entnommen, um das Wachstum anderer Triebe und deren Trauben zu stärken.

Außerdem kann ein Rebstock bei wildem Wachstum an anderer Stelle erneut Wurzeln schlagen. Hier fehlt dann meist die gegen Krankheiten und Schädlinge resistente Unterlage. Die Anfälligkeit des Rebstocks steigt somit enorm.

Im privaten Bereich werden Weinstöcke auch oft als Sichtschutz oder Schattenspender genutzt. Bei wildem und großflächigem Wachstum wachsen die Blätter jedoch meist weniger dicht, sodass weiterhin Licht durch das Blätterdach hindurchtreten kann.



Rebschnitt: Der optimale Zeitpunkt

Generell sollte eine Weinrebe mindestens zweimal pro Jahr geschnitten werden. Im späten Herbst erfolgt nach der Lese der Hauptschnitt. Die Besonderheiten dieses essenziellen Schnitts werden später im Detail erläutert. Bei einem zweiten Schnitt im Frühjahr sollten überschüssige Triebe, die keine Ansätze von Blüten aufweisen, ausgebrochen werden. So können die Wuchsrichtung der Rebe beeinflusst und der Ertrag gesteigert werden. Ein dritter Schnitt im Sommer ist optional, seine Notwendigkeit wird unter Fachleuten stets heiß diskutiert. Ziel soll bei diesem Sommerschnitt das Entlauben der Reben sein, um den Schattenwurf auf die langsam reifenden Beeren nicht zu groß werden zu lassen. Bei sehr heißen Sommern oder einer zu umfangreichen Entlaubung können die Trauben auf diese Weise jedoch auch sehr schnell verbrennen und somit geschädigt werden.

Hauptschnitt auf zwei Augen
Schnitt auf 2 Augen
Hauptschnitt auf zwei Augen
Schnitt auf 2 Augen

Der richtige Schnitt

Für den richtigen Schnitt – unabhängig von der Jahreszeit – gilt es einige Grundregeln zu beachten. Zunächst muss eine scharfe Gartenschere verwendet werden. Bei einer stumpfen Schere würden die Triebe gequetscht und nicht geschnitten. Dies beschädigt die Bahnen im Inneren der Pflanze nachhaltig und verringert das Wachstumspotenzial in den Folgejahren. Des Weiteren ist auf die Verwendung einer sauberen Schere zu achten, um den Eintrag von Infektionen zu vermeiden. Außerdem muss die Größe der Schere für den Weinstock angemessen sein: Schließlich muss ausreichend Kraft aufgebracht werden, um auch stärkere Triebe beschneiden zu können. Beim Schnitt sollten die Triebe stets schräg abgeschnitten werden. Die hinunterfallenden Pflanzenreste sollten – wenn möglich – entsorgt werden und nicht auf dem Boden unter den Pflanzen verbleiben.

Wenn diese Grundregeln des Rebschnitts in der Vergangenheit nicht beachtet wurden und die Pflanze bereits verwildert ist, können solche Rebstöcke meist dennoch gerettet werden. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass die Veredlungsstelle nicht verletzt ist. Ein radikaler Schnitt – oft zurück bis auf den Stamm – kann in einer solchen Situation helfen. Vitale Pflanzen vertragen ein solches Vorgehen in der Regel und treiben wieder aus. Die Pflanze kann in der Folge wie gewünscht gezogen werden. In solchen Fällen sollte jedoch das Wissen fachkundiger Experten hinzugezogen werden.

Der Herbstschnitt – auch als Hauptschnitt bezeichnet – kann ab dem späten Herbst bis in den Winter hinein erfolgen. Voraussetzung sollte sein, dass die Rebe ihr Laub bereits verloren hat. Viele Winzer setzen außerdem auf kalte Temperaturen beim Schnitt, die gern auch in den Minusbereich gehen können. Besonders ältere Pflanzen danken dies meist mit einem stärkeren Austrieb.

Bei der Rebe wird generell zwischen Fruchtholz und Stammholz unterschieden. Beim Herbstschnitt geht es vorwiegend um das Kürzen der Triebe des Fruchtholzes. Diese Triebe tragen im kommenden Jahr die Beeren. Um welche Länge ein solcher Trieb eingekürzt wird, ist von der Sorte, deren Wachstumseigenschaften und vom Alter der Rebe abhängig. Von Experten wird die abzuschneidende Länge einer Rebe übrigens nicht in Zentimetern angegeben, vielmehr werden die sogenannten „Augen“ – oder auch Knoten genannt – am Trieb abgezählt. Für Anfänger wird eine Länge von ein bis zwei Augen empfohlen. Zählen Sie vom Stamm aus ein oder zwei Augen und schneiden dann angeschrägt über dem letzten Auge.

Wenn gewünscht, können im Rahmen des Herbstschnitts auch noch einige Triebe am Stammholz belassen werden. Auf diese Weise kann der Stamm langsam verlängert werden, ihm wird ein langlebiges Gerüst verliehen.


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